Radwanderweg „Sagenhaftes Knesebeck“
Radwanderweg „Sagenhaftes Knesebeck“
Übersicht über Themen des Radwanderweges „Sagenhaftes Knesebeck“
„Kommen Sie mit auf eine Zeitreise in die Welt der heimatlichen Mythen und Sagen und besuchen Sie auf einer Gesamtlänge von rd. 27 km die Schauplätze der zahlreichen Sagen und Anekdoten rund um Knesebeck.
Nebenbei erfahren Sie viel Wissenswertes über markante Plätze des Ortes, nämlich über die ehemalige Wasserburg am Forstamt sowie das herrlich gelegene Strandbad Knesebeck.
Genießen Sie auf angenehm zu befahrenen Wegen die wunderschöne und abwechslungsreiche Landschaft mit ihren saftigen Wiesen, blühenden Feldern und schattigen Wäldern.
Schutzhütten und Sitzgruppen laden von Zeit zu Zeit zu einem erholsamen Verweilen ein.
Informations- und Hinweistafeln sowie Übersichtskarten führen Sie informativ und sicher auf Ihrem Rundkurs durch die Sagenwelt unseres beschaulichen Erholungsortes.“
Inhalte der Info-Stationen:
Standort: | Inhalt: | |
1) | bei Lütjemühle | Sage von der „Pfennigskuhle“ |
2) | am Brandstein | Sage vom „Kinderbaum“ |
3) | Schutzhütte am Malloh | Sagen vom „Kreuzstein“ |
4) | in Vorhop | Sage vom „Schimmel im Momer“ |
5) | Schützhütte am Kanal | Beschreibung des „Jägerkreuzes“ |
6) | am Grillplatz | Sage vom „Kloster Wörde“ |
7) | an der Badeanstalt | Beschreibung Geschichte des Strandbades |
8) | am Forstamt | Beschreibung Geschichte der Burg |
9) | am Rathaus | Übersicht über Themen des Radwanderweges |
zu 1) Sage von der „Pfennigskuhle“
Hochdeutsch
Oberhalb Knesebeck liegen fünf Mühlen am Bache, früher waren es deren sieben. Eine heißt die kleine Mühle (lütjen möll) und dabei ist die Pfennigskuhle.
Der Besitzer der Lütjemühle vor langer Zeit war ein geiziger Mann, welcher unruhig nachts umherlief, wobei ihm einmal der Teufel begegnete und bis zur Kuhle begleitete.
Die soll der Müller voll Geld haben, wenn der Teufel dafür das erste lebende Wesen, das jenem bei der Heimkehr begegne, erhalten würde.
Der Müller versprach das, denn er glaubte, sein Hund werde ihm zuerst begegnen, es war aber seine einzige Tochter, die der Teufel mit fortnahm, trotzdem der Müller den Handel rückgängig machen wollte. Da rief er verzweifelt aus: o nôt, o grôte nôt, up lütje möll is sîn lew kên brot.
Die Kuhle aber war voller Pfennige, die der Müller dem Dome zu Magdeburg schenkte.
Niederdeutsch
Dei Pennigskule bie Lütjemöll
Lütjemöll, dat is´n eigenstännigen Hoff un ligt twischen Mamborg un Kneesbeck in´n Holt. Up düssen Hoff hat sick wat ganz besonneres taudragd.
Dei Eigentümer von düssen Hoff her all´n bejaarden Schaper. As düsse Mann ein´n Dag in dei Schummerei, dei Tiet twischen hell un düsterweern, mit siene Schaap na´n Stall keern will, sütt hei nich wiet von sick inne Grund sönne Art Köhlfüer glimm. Wie hei nu näger rann gard, is dei Glaud verschwunn. „Sü“, denkt dei Schaper, „hier weist sick Geld“, denn hei herr von sien Grootmudder mal vertellen hört, dat da, wo Geld vergrawen wör, sick aff un tau an dei Oewerfläche von dei Eer Füer wiesen dä.
Wie dei Schaper tau Hus ankummt, vertellt hei sin´n Buern, wat hei sin hat. „Uck mien Spitz, dei vör mick seit, spritzte die Oorn.“
„Nu“, seggt dei Schaper tau den Buern: „Wer sönn Geld utgraam will, dei mutt nachts um Twölf anfangen un vör Sun´nupgang wer tau Hus sin.“
Noch in dei sülwige Nacht gaard hei un dei Schaper henn un fangt an tau graam, un noch eer dei Sünn den´n Hähm beschien´n kann, find´n sei´n golen Gedtell, wat utsüt, wie sonne Weege. Dewiel öwer die Sünn denn Hähm näger kümmt, gaat beide rasch na Hus. Unnerwegns begegnt jüm sönn groden Hund, den sei bein noch nich einmal sein harrn. Die anner Nacht um twölf gaaht sei wedder los un graaft dat jüm die Sweet dörcht Gesicht löppt. Un je duller sei graaft, je deiper versackt dei Weege. „Th“, seggt dei Buer tau denn Schaper, „Johann, döt mag dei Deuwel weiten, wo dät taugeit, dat dei Weege ümmer seiper sacken seit!“ Sei kriegt uk düsse Nacht dei Weege noch nich rut, meint aber: „Taukaam Nacht witt weet woll schaffen.“
As sei nu beide, jeder in Gedanken versunkn na Hus gaahn, begeg´n jüm die Deuwel un hei seggt tau denn Buer: „Watt giffs du ut, wenn ick dick helpen dau?“ Dunn seggt dei Buer: „Watt wudd Du hemm?“ Daup seggt dei Deuwel: „Wat jück morgen freu upn Tauhusweg taumeut kümmt.“ „Och“, seggt dei Schaper, „Buer, dat kann wieder nicks sin as min Spitz, dei Schaperhund, dei is all oolt, un kann Heer nich mehr heun, denn laat hei upfrät´n.“ Daup seggt dei Buer: „Ja, dat sast du hem´m.“
Dei drüdde Nacht gaat nu dei Schaper un dei Buer wedder los un graaft, dat jüm vör Angst un Iver dei Sweet dörch de Büx geid un krigt uck dei Weege, dei ganz vull Goldpennige is, rut. As sei nu damit na Hus slept, un dat Hus näger kummt, süt dei Buer tau sin´n Schreck, dat sin lütje Junge, dei erst veier Jaar oolt is, jüm taumeut kümmt. Uk in densülm Ogenblick is dei Deuwel da, faat sick den´n Jungn un geit damit dörch dei Luft aff. Beie sein vör Schreck garniks meer, hört bloos noch, dat dei Junge schreit: „Oweh, wat´ne Noot! Up Lütjemöll is sin Leevedag keen Brot!“
Vör Kummer un Weidag öwer sin´n Jungn hat dei Buer dei Weege mit dei Pennige an´nt Kloster schenkt. Dei Pennigskule is öwer hüde noch in´n Holt bie Lütjemöll vorhan´n.
Während die hochdeutsche Version der Sage aus der Zeitschrift des Vereins für Volkskunde, Richard Andree, 1897, entnommen ist, handelt es sich bei der niederdeutschen Form um eine alte Knesebecker Überlieferung.
Ein schönes Beispiel dafür, wie sich Sagen im Laufe der Generationen verändern können!
zu 2) Sage vom „Kinderbaum“
Dieser Baum besaß schon im 18.Jahrhundert Berühmtheit. So ist er in der Karte der „Topographischen Landesaufnahme“ 1779 eingezeichnet. Nachdem durch das Testgelände der Volkswagen AG der Standort des Baumes nicht mehr öffentlich zugänglich war, wurde ein neuer „Kinderbaum“ etwa 1000 m westlich des alten Baumes gepflanzt worden.
De Kinnerboom
Et is eene gottverlatene Gegend da an´n Kerkweg von Boitzenhagen na Kneesbeck, awer et is schön, da lang to fäuhren an den Haidberg mit de velen Machandel un de olen, verkröppelten Fuhren un ick heww min Lewdag da keen Minschen seihn, as af un an een olen Stuckenförster oder een Bickbeernwiw. Un da is een Krüzweg mitten in´n Holte, wo et afgeiht na de böbersten Dörper un an den Krüzweg steiht een Eekboom, an den sine Telgen vele, vele bunte Bänner hängt, ole un nie, un dat is de Kinnerboom!
Hier hewwt nu eens in olen Tiden de Boitzenhäger up´n Wege to´r Kinddöpe halt maakt, um up de Gäst un Vaddern ut Ehra to täuwen. Un wil dat kolt was, hewwt sei erst allehn un nahsten mit de Ehrschen to hope bannig een nahmen un as sei toletzt in Kneesbeck in de Kerke vör de Döpe staht, hewwt sei keen Kind bi sick, dat hewwt sei an´n Krüzweg vergetten. Un as nu een ridenden Boten trügge jagt is, hat hei dat Kind inn deipen Snei unnern Eekboom rauhig slapen funnen un bi öm hett een grotmächtiger Wulf setten!
So ward de Sak vertellt un ton Andenken an düsse Geschichte möt bet hütigen Dags jede Brutwagen hier anholen un dat Brutpoor möt stillswiegen vin links na rechts dreemal um die Eeke rümmer gahn, wobi de Brut Win or Sluck an den Boom sin Wörteln geten möt. Un denn ward een Band an eenen Telgen bunnen un et geiht wier na de Kerke.
Wat min Schaulmeester-Fründ is, de seggt – un dor ward hei woll Recht in hebben – dat de Boom een heidnischen Heiligdom is von de Göttin Frigg, de bi de olen Dütschen de Göttin von de Hochtiden un dat Kinnerkregen west is un dat up düsse Ort de fromme Boitzenhäger Buern bei jede Hochtid de ole Heidegöttin een Opfer bringt. Awer ick schall et nich naseggen, meent hei; süs künn de Herr Pastor dat verbein´n un dat wör schade drum, meent hei.
(aus: Max Langerhans, De Kinnerboom, Kreiskalender für Gifhorn.Isenhagen 1971)
zu 3) Sagen vom „Kreuzstein im Bockling“
Um diesen rundlichen Kreuzstein (Grenzstein), der sich zwischen dem Malloh und Stüde in der Nähe einer Wegkreuzung befindet, 60 cm hoch, 20 cm tief und 60 cm breit ist, an Nord- und Südseite jeweils ein erhabenes Kreuz zeigt und von oben bis unten gespalten ist, ranken sich zahlreiche Sagen. Die drei bekanntesten werden hier dargestellt:
Es waren einmal 2 Brüder. Sie waren sich wegen einer Erbschaft gram. Jahrelang mieden sie sich und sprachen kein Wort miteinander. Eines Tages trafen sie sich im Walde. Da streckte der ältere dem jüngeren die Hand zur Versöhnung entgegen.
Dieser aber war so von Hass erfüllt, dass er nicht sah, wie gut sein Bruder es meinte. Er begann zu schimpfen, der Bruder antwortete. Heftiger wurden die Worte, Zornadern schwollen, hinüber und herüber flogen Rede und Gegenrede und steigerten sich bis zur Raserei. Äxte sausten gegeneinander nieder, beide Brüder zu Tode getroffen, sanken hin, und der schweigende Wald erschauerte unter ihrem Röcheln.
Nach Tagen fand man sie und setzte an dieser Stelle als Mahnung für andere zwei Kreuze, vereinigt an einem Stein, um so im Tode unter dem Zeichen christlicher Liebe zu binden, was sich im Leben nicht finden konnte.
Als aber nach Wochen wieder einmal Menschen des Weges kamen, war der Stein zwischen den Kreuzen von oben bis unten gespalten.
In einer weiteren Sage erzählt man sich vom Kreuzstein, dass unter ihm ein Goldschatz vergraben sei. Stillschweigend, bei Vollmond, um Mitternacht sei er zu heben. Nun beschlossen im geheimen 2 Männer aus Boitzenhagen, ihr Glück zu versuchen. Als der Mond in vollem Lichte erstrahlte, machten sie sich auf den Weg, versehen mit allen nötigen Gerätschaften. Je tiefer sie in den Wald drangen, desto unheimlicher wurde ihnen. Erwartungsvoll begannen sie mit zagendem Mut um Mitternacht die Arbeit. Mit äußerster Anstrengung vermochten sie den Kreuzstein etwas von der Stelle zu rücken. Als sie aber die darunterliegende Steinplatte anheben wollten, widerstand sie allen Versuchen. Aber der Himmel verfinsterte sich in diesem Augenblick, unter einem Windstoß neigten sich die Bäume, es raschelte im Walde, lautlos schwebte ein Schatten an Ihnen vorüber, „uuwitt, uuwitt“, gellte es hinter ihnen. Erschrocken fuhren sie hoch, rückten den Stein wieder wieder an seine Stelle und eilten davon.
In diesem Zusammenhang wird auch erzählt, dass zur Zeit der Sachsenkriege Kaiser Karl des Großen die Sachsen dort, wo jetzt der Kreuzstein liegt, einen heiligen Platz hatten, auf dem ein Schatz vergraben sein sollte. Wer diesen Schatz hatte, der bekam nicht nur viele Ringe, Ketten und Armspangen aus Gold, sondern auch solche, die mit kostbaren Edelsteinen besetzt waren, und er konnte zaubern. Darum musste der heilige Platz Tag und Nacht bewacht werden, damit nicht der Schatz gestohlen wurde.
In dem Kriege mit dem Kaiser Karl waren hier die Sachsen zu einem großen Heere zusammengekommen, und das kämpfte sehr tapfer um den Platz. Aber zuletzt musste es den harten Kampf aufgeben. An der Stelle, wo der Schatz vergraben war, lagen viele gefallene Sachsen hoch übereinander getürmt. Darum ließ der Kaiser, der seine tapferen Feinde ehren wollte, an dieser Stelle einen Stein errichten und Kreuze daran machen, denn das Kreuz ist das Zeichen des Christentums. Und weil es über das Heidentum gesiegt hatte, wurde sein Zeichen angebracht. Dass gerade hier ein Schatz vergraben liegen soll, das wusste der Kaiser nicht.
Oft schon sollen in den folgenden Jahrhunderten Menschen versucht haben, den Schatz zu heben, aber es soll ihnen nicht geglückt sein.
Wenn nach ihm gegraben wurde und dabei der Stein von der Stelle gerückt wurde, dann soll es in Wittingen gebrannt haben.
Denn dorthin hatten sich die Sachsen nach der Schlacht, in der sie von Herzog Wittekind geführt wurden, zurückgezogen.
Dass Wittingen nach diesem Herzog Wittekind benannt worden sein soll, ist ebenfalls dem Reich der Sage zuzuordnen.
(Quellen: Kreuzstein im Malloh, P.Ahrens im Isenhagener Kreiskalender 1933,
“Geschichtliches aus dem Lüneburgischen“, Hermann Schulze, 1893)
zu 4) Sage vom „Schimmel im Momer“
De Schimmel up de Momer-Brügge
De Schassee von Kneesbeck na Wahrenholte is sehr belewt un et is vel Wankent dor von Holt- un anner Fuhrwark – dat heet bi Dage, denn bi Nacht mag dor mannig een nich recht wat to dauhn hebben – von wegen den Schimmel ! Dat is dor nämlich eene gruselige Gegend. De Strate geiht dichte bi Vorhop dörch eenen dicken, düstern Wald, de Momer-Busch heet, un dor is eene Brügge, de äwer eene düstere, brune Moorbeeke fäuhrt un up de Brügge sitt in hellen Nächten, wenn de Mahn dorup schint, een witten Schimmel. Un wer dor to gahn kummt, den huckt de Schimmel up un hei möt öm dragen bet an de Grenze von de Momer-Busch. Dor is de Schimmel sin Macht to Enne. Un wat besapene Minschen sünd, de huckt hei am leiwsten up.
So vertellt de olen Lüe – de Jungen wutt ja an nicks mehr glöwen! Awer ick heww doch mehr as eenen kennt, von den et inn Dörpe heet, dat hei den schimmel dragen hat. Awer, as dat so is, wen´t passiert is, de swiggt still un lett de Lüe snacken. Awer wat de beeden Kösters mit den Schimmel belewt hewwt, dat is pure Wohrheit, an de keen Minsche twiweln kann.
Is dor eens de Wahrenholter Köster bi sin Kollegen in Kneesbeck to Besäuke west un bit Snacken un bit Smöken sünd sei döstig worn un hewwt nu so bi lütjen, bi lütjen een na de annern achter Binne fleeten laten. Un as letzt de Wahrenholter Köster na Hus will, will öm de Kneesbecker een betjen dat Geleit gewen ,wil hei süht, dat sin Kollege son betjen mit de Been scheelt. Un Arm in Arm swankt nu de beeden Amtsbräuder dörcht Holt, ümmer de Schassee entlanken. Na, un sei hewwt nu woll vör Snacken un Klöhnen gor nich an de Momer-Brügge dacht, hewwt ok möglicher Wis as „aufgeklärte Männer“ an dat ole Spök mit den Schimmel gor nich glöwt. Dor – mit een mal – Gotts een Dunner – ut de Momerbeeke stiggt de dicke Newel to höchte un hangt wisse an de olen, düstern Dannenböm un is all een dicken Brieten. Nur de hoge Brügge liggt in vullen Mahnschien un up de Brügge – weet Gott! – da sitt de Schimmel.
„Gute Nacht auch, Herr Kollege!“ säd nu up eens de Kneesbecker un will ok fohrts Kehrt maken. „Nee, nee“, röppt nu awer de Wahrenholter, “Herr Kollege, verlat Sei mick nich in düsse Not!” Hei harr nämlich in sin Angsten all sin gebildetes Schaulmeester-Hochdütsch vergeten. „O“, säd nu de Kneesbecker, „Herr Kollege kommen Sie nur mit mir zurück und bleiben Sie die Nacht bei mir.“ „Nee, nee“, röp nu awer wedder de Wahrenholter, „dat geiht un geiht nich! Ick möt dich Klock söß de Betklocke slahn. Ick möt un ick möt na Huse!“ – „Na, denn hilft das nicht“, säd nu de Kneesbecker, „dann müssen wir mit Gebet den Unhold verscheuchen!“ Un zitternd un bevernd an de Fluttern gungen sei nu Arm in Arm vorwärts gegen de Brügge. „Alle guten Geister loben Gott den Herrn.“ „Un ick ok!“ säd de Schimmel un min beeden Kösters, haste nich, so kannste nich, löppt in een Tog bet na Kneesbeck trügge un de Betklocke is den annern Morgen in Wahrenholte doch nich slahn worrn!
De Schimmel awer was ol Buer Bartels ut Vorhop, de noch so lat mit een Schuwkarr vull Mehlsäck von de Möll kamen was un sick up de Brügge een betjen verpusten wull. Un da harr hei sick up sin Karr sett un wil dat kolt was, harr hei sick een leddigen Sack äwern Puckel hangt.
(Ut de Lüneborger Hai“, Max Langerhans, 1930)
zu 5) Beschreibung des « Jägerkreuzes »
Nicht nur Steinmale, sondern auch Holzkreuze erinnern an geschichtliche Begebenheiten. Das Jägerkreuz, das versteckt in der Revierförsterei Kiekenbruch steht, erinnert an Jagden, die der Herzog von Celle im 18. und 19. Jahrhundert in der Heide durchführte. In den Monaten November und Dezember wurden die vom Hofjägermeister und den zuständigen Hofjägern organisierten Streifjagden auf Rot- und Schwarzwild in den herrschaftlichen Wäldern veranstaltet. Bei diesen Jagden hatten die Untertanen Jagddienste zu leisten, und viele Hunde mussten das Wild aufspüren und festhalten, damit es mit der Saufeder oder einer Schusswaffe getötet werden konnte.
Bei einer dieser Jagden kam im Jahr 1756 der Hofjäger und Oberförster Schröder durch einen Jagdunfall zu Tode. Auf dem alten verwitterten Eichenkreuz gibt folgende Inschrift davon Kunde: „Allhier ist der Herr Hofjäger und Oberförster Schröder am 25.November 1756 von einer wilden Sau todt geschlagen. Nahum Kap.3, Vers 19.“
Dieser Bibeltext lautet:
„Niemand wird deinen Schaden lindern und deine Wunden werden unheilbar sein. Alle, die solches von dir hören, werden mit den Händen über dich klatschen; denn über wen ist nicht deine Bosheit ohne Unterlass gegangen ?“.
Der Oberförster war offensichtlich bei der Bevölkerung nicht sehr beliebt, und man rächte sich nachträglich auf diese Weise.
(Delfs, J. „Naturdenkmale im Raum Gifhorn-Wolfsburg, 1991)
zu 6) Sage vom „Kloster Wörde“
Fährt man von Knesebeck nach Wunderbüttel, trifft man an ein Ackerfeld, die Wörde genannt. In dessen Mitte befindet sich eine kesselförmige Vertiefung. Hier soll ein von Paridam v.d.Kneisen gegründetes Mönchskloster gestanden haben. Die Vertiefung heißt daher die „Mönchskuhle“ aber auch Teufelsloch, weil der Sage nach vor vielen Jahrhunderten der Teufel wegen der schweren Verbrechen, die sich hier zugetragen haben, das Kloster unter donnerähmlichen Getöse in den Abgrund gezogen und tief versenkt habe.
Die letzten Mönche sollen in verbrecherischer Verbindung mit dem „Mordmüller zum Kolk“ an der Ise sowie mit dem „Kreuzmüller zum Allerbusch“ gestanden haben.
Beide Mühlen sind verschwunden, dennoch bekunden altertümliche Reste und Belehnungsbriefe die frühere Existenz derselben. „Dem Kneisen müssen wir den Hals brechen“, sagte der Mordmüller zum Abt Ambrosius des Klosters zur Wörde. „Er hat gedroht, mich am ersten besten Baum aufzuknüpfen, sobald ich im Junkernholz mich blicken ließe. Von jeher haben wir Kolkmüller hier gejagt, und es ist nichts daraus gemacht“, setzte der Erzürnte hinzu.
„Nein, guter Freund“, erwiderte der Abt, „daraus wird nichts, wir verdanken seinem Urahn die Gründung unseres Klosters, und er selbst ist stets dem Kloster freundlich zugeneigt gewesen.“ „Schon gut, so mach ich´s allein ab. Aber, das schwör ich Euch, haltet ihr nicht reinen Mund und schwatzt Ihr hierüber, so tanzt der rote Hahn flugs auf den Zinnen Eures Klosters.“
Der Kneise Bodo hatte schon längst beschlossen, den raubgierigen, mordsüchtigen Lehnsmüller bei kommender Gelegenheit festnehmen zu lassen, um ihn dem Blutrichter überliefern zu können. Doch wollte er hierbei nicht hinterlistig verfahren, sondern hatte ihm unter Androhung verboten, das Junkernholz als Wildschütze zu betreten. Ein Verbot, dessen Übertretung er vorhersah. Schon umschlich der heimtückische Müller die Kneisenburg, um seinem Feind habhaft zu werden, da verscheuchten ihn die Rüden des Zwingers durch lautes Gebell. Zufällig brachte er in Erfahrung, dass der Kneise in der Gegend von Rade eine Jagd veranstaltet hatte. Schon war die Dunkelheit der Herbstnacht hereingebrochen, und der Kolkmüller erwartete die Rückkehr des Kneisen mit blutgieriger Hast. Er hatte sich wohlbewaffnet und gut verhüllt im dichten Kiefernwald an einen Kreuzweg zurückgezogen. Doch fassten ihn zwei Schöffen der heiligen Fehme und führten ihn zur Fehmstätte, einer durch Fackeln erhellten Erdhöhle, ab (etwa dort, wo bis Anfang der siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts das Forsthaus Stüh lag). Dort waren der Deichgraf und die Schöffen bereits versammelt. Aufgrund der Anschuldigungen wurde der Kolkmüller sofort hingerichtet.
Abt Ambrosius war in seiner Jugend unter Kaiser Friedrich II. Söldner in Italien gewesen und hatte tapfer gekämpft. Hier war es, wo er von heftiger Leidenschaft entbrannt, der Braut eines Waffengefährten nachstellte, worüber sich ein Zweikampf entspann, in welchem dieser fiel. Seine Verlobte entfloh. Sie wurde jedoch von Ambrosius entdeckt und sollte sich seinem Willen ergeben. Aber sie verteidigte sich, was den Aufgeregten so n Wut versetzte, dass er ihr Herz durchbohrte. Von furchtbarer Reue geplagt, verließ er Italien. In Deutschland irrte er als Büßer und bettelnder Mönch umher, bis er Asyl im Kloster Wörde fand, wo er zuletzt Abt wurde.
In der damaligen Zeit besaßen selbst Klöster Jagdbezirke. Eine derartige Beschäftigung brachte die Mönche häufig mit Raubrittern in Verbindung. Auch in Ambrosius erwachte nach und nach, selbst in schon vorgerücktem Alter, die frühere Neigung des Umherräuberns. Bald gesellten sich mehrere Mönche hinzu und mit dem Mordmüller vom Kolk verbündet, wagte er Unternehmungen, vor welchen gemäßigte Raubritter zurückschreckten. So häufte sich bei ihm die Blutschuld.
Als Ambrosius schließlich zum Sterben kam, ist ihm in seiner Klosterzelle die seinerzeit getötete Braut blutüberströmt erschienen und er ist in ihrem Blute erstickt. Vom Rufen und Gestöhn des Abtes erweckt, eilten die benachbarten Mönche zur Hilfe herbei und drangen ins Schlafgemach. Noch war die Braut nicht entwichen, sondern zeigte bedeutungsvoll auf den Entseelten. Sobald die Erscheinung verschwand, durchdrang das ganze Klostergebäude ein Blitzstrom, worauf drei furchtbare Schläge die Grundfesten erschütterten.
Die Mönche enthielten sich jetzt zwar aller Wegelagerei, kein Kloster wollte die Geächteten und Gebannten jedoch behausen. Ihrer Klostergüter verlustig, bettelten sie bei Tage auf den Dörfern umher und kehrten erst spät mit Zittern und Entsetzen zurück. Es half alles nichts, das Kloster versank mit donnerähmlichen Getöse.
(Alte Knesebecker Überlieferung, zuletzt v. E.Hiestermann,1949)
zu 7) Beschreibung der Geschichte des Strandbades
Mit Beginn des Ersten Weltkrieges im Jahre 1914 wurden in der damals zur Herstellung vom Ziegeln genutzten mehr als 7 Morgen großen Tonkuhle die Arbeiten eingestellt und die Grube geflutet.
Der so entstandene Teich diente viele Jahre danach einem nahegelegenen Sägewerk als Holzablage, das zum überwiegenden Teil aus Polen kam.
1933 erwarb die Gemeinde Knesebeck für 6.000 Reichsmark das heutige Badeteichgelände. Schon 1934 wurde mit dem Ausbau eines Freibades begonnen. Hieran waren auch 40 Notstandsarbeiter aus Berlin beteiligt, die vom Staat entlohnt wurden, aber von der Gemeinde verpflegt und untergebracht werden mussten.
Ältere Einwohner wissen zu berichten, dass das Leerpumpen des Teiches für diese Arbeiten drei Wochen in Anspruch nahm. Aus der Kuhle wurden Schienen und Loren und altes Gerümpel geborgen und die Wände einplaniert, bevor man wieder Wasser in die Grube fließen ließ. Die Arbeiten konnten im Jahre 1935 abgeschlossen werden.
Am 7.Juli 1935 wurde die Knesebecker Badeanstalt mit einem großen Programm eingeweiht. Mehrere tausend Schwimmer aus den Schwimmvereinen Wolfenbüttel, Bergen/Dumme, Wittingen, Hankensbüttel, Braunschweig und Hannover waren dabei. Auch aus Knesebeck nahmen bereits Schwimmer an den Wettbewerben teil. Und natürlich wurde auch Wasserball gespielt. So hat sich u.a. die deutsche Wasserballnationalmannschaft 1936 auf die Olympischen Spiele in Berlin hier in Knesebeck vorbereitet.
Schwimmwettbewerbe, wie sie damals hier durchgeführt wurden, sind heute leider nicht mehr möglich, da die technischen Voraussetzungen nicht mehr gegeben sind.
Das Freizeitvergnügen Baden und Erholung kommt im Strandbad Knesebeck dagegen mehr denn je zu seinem Recht.
Zahlreiche Freizeiteinrichtungen wie Minigolfplatz, Nichtschwimmerbecken, 3m-Sprungbrett, Campingplatz, Restaurant und Sandstrand wurden geschaffen, um dieses herrlich gelegene Naturbad noch attraktiver zu gestalten.
Damit ist es nicht nur aufgrund seiner hervorragenden Wasserqualität sicherlich eines der schönsten Naturbäder in unserer Region.
zu 8) Beschreibung der Geschichte der Burg Knesebeck
Burg Knesebeck
Die Burg ist wahrscheinlich nach dem Jahre 1235 und vor dem Jahre 1244 im Grenzgebiet zwischen Welfen und Brandenburgern entstanden. Es ist eine gemeinschaftliche Gründung des Herzogs Otto von Braunschweig und Lüneburg und der Markgrafen Johann und Otto von Brandenburg.
Die beiden Landesherrschaften legten die neue Befestigung in die gemeinsame Obhut jeweils eines Vertrauenswürdigen ihres Gefolges. Die beiden nicht verwandten Sippen nannten sich de Knesebeke
Bodo de Knesebeke als Gefolgsmann der Brandenburger, der 1244 erstmalig urkundlich als Zeuge genannt wurde
Wasmodus de Knesebeke als Gefolgsmann der Braunschweig- und Lüneburger, der 1248 erstmalig in Erscheinung tritt.
Bodo ist wahrscheinlich identisch mit Bodo de Soltwedele, der nach 1235 seinen Namen änderte. Er gilt als Stammvater der weißen Linie der Knesebecks mit der Greifenklaue als Wappenzeichen.
Von Wasmodus wird angenommen, dass er aus der Wittinger Familie Wrestedt stammt. Er gilt als Stammvater der schwarzen Linie der Knesebecks mit dem Einhorn im Wappen.
Bis zur Mitte des 14.Jahrhunderts herrschten die Knesebecker Geschlechter in ihrem Gebiet ziemlich unabhängig mit dem Recht der Gerichtsbarkeit und dem Recht, den Zehnten und andere Abgaben zu erheben.
Zwischen 1340 und 1350 wurde das Anwesen an die lüneburgischen Herzöge verkauft. Damit verlor die Burg ihre Bedeutung als Herrensitz.
In der Folgezeit 1348 bis 1859 war Knesebeck Amtssitz.
(bereits vorhandene Tafel an der Burg, Bezug nehmend auf W.Meibeyer 1994)
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